DAS WUNDERN
KOMMT DIR SCHON ENT
GEGEN. BIST DU ZUM WUNDERN
GEKOMMEN ? DEM WUNDERN ENT-
GEGEN. OH. AH. ALLEN WUNDERN
ENTGEGEN GEHEN UM DIESE
UHRZEIT. HIER KOMMT DIR DAS W-
UNDERN ENTGEGEN. OH! AH! OH!
DU! KOMMST DU DEM WUNDERN
ENTGEGEN? OH! DU! HIER!
DAS WUNDERN KOMMT DIR IM-
MER HIER ENTGEGEN IMMER
GENAU JETZT. KOMMST DU
DEM WUNDERN ENTGEGEN?
OH! DU! HIER IST DER RA-
UM, WO IHR EUCH TREFFT:
DU + WUNDERN.
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Textur
Formen von Geschichten
Uns halten
May the story hold me, may it be LARGE and bear all of me, may it last long enough to define my FEATURES.
May the story hold YOU, may it be LARGE and bear you, may it last long ENOUGH TO DEFINE your features.
MAY THE STORY hold you and me, may it be large AND BEAR US. May it last long enough to carve out our FEATURES. May it give US NAMES. MAY it be loose enough so we CAN SEE THROUGH IT. MAY IT BE DENSE ENOUGH TO HOLD US FOR A WHILE TOGETHER. MAY THE STORY HOLD YOU AND ME. May it hold us. May it hold you and me. May the story hold all of us.
Möge die Geschichte mich halten, möge sie groß sein und alles von mir tragen, möge sie lang genug dauern, um meine Gesichtszüge zu bestimmen.
Möge die Geschichte dich halten, möge sie groß sein und dich tragen, möge sie lang genug dauern, um dir Gesichtszüge zu geben.
Möge die Geschichte dich und mich halten, möge sie groß sein und uns ertragen. Möge sie lang genug dauern, um unsere Eigenschaften herauszuarbeiten. Möge sie uns Namen geben. Möge sie locker genug sein, damit wir durch sie hindurchsehen können. Möge sie dicht genug sein, damit sie uns für eine Weile zusammen halten kann. Möge die Geschichte dich und mich halten. Möge sie uns halten. Möge sie dich und mich halten. Möge sie uns alle halten.
Text im Inneren der Schale.
Schale aus Draht und Teebeuteln, mit Tusche beschrieben und mit Wachs überzogen.
Kopfformen aus Beton mit Sand, Papier und Zement, mit Farbe bearbeitet.
Zusammen etwa 18 cm Durchmesser und 9 cm Höhe.
Wände aus Worten
Drahthäuser, mit und ohne Betonsockel. Umhüllt von Text auf Teebeuteln, spontan mit Tusche drauflos geschrieben. Mit Wachs versiegelt.
(Haus 1, im Bild oben das zweite von rechts).
wände aus worten und fenster aus leisen worten und türen aus geschichten und wände aus worten und fenster aus leisen worten und dächer aus halben sätzen und treppen aus gelächter nur licht ist einfach so da. Und du bist hier. Ich bin hier.
Dazwischen wände aus worten, fenster aus leisen worten, türen aus geschichten und unausgesprochene kellerräume und du bist hier mit mir. Wir sprechen uns wände.
Dazwischen fällt licht durch wände aus worten und dächer aus halben sätzen und treppen aus gelächter, fenster aus leisen, dünnen worten, türen aus geschichten. Du hörst hier her. Hier her.
Und dächer aus halben sätzen und wände aus worten und alles kann einstürzen wenn uns kein neues wort einfällt, aber licht ist einfach so da. Und du bist hier und ich bin hier und türen aus geschichten, wenn du sie glaubst. Treppen aus gelächter. Kellerräume aus unausgesprochenen worten. Wenn du sie glaubst. Wenn du worte glaubst, bist du hier mit mir.
(Haus 3, mit Wurzel und Zweigen darin)
Haus aus Geschichten, warme und kühle Erzählungen, eine bewohnte Sage. Kann die Pflanze ich herauswachsen? Eine größere Geschichte, ein größeres Haus, regenreiche Sätze, Worte aus Westwind + Sonnenstrahlen, schon nach wenigen Fragen unterm Dach, das Haus ausgefüllt, die Geschichte zu klein geworden. Erzähl sie nochmal.
Haus aus Geschichten mit vertrautem Ausmaß, leicht zu durchqueren, schwer zu verlassen, wenn die Geschichte so reizvoll als Biotop mit warmen und kühlen Sätzen, regenreichen Worten.
Haus aus Geschichten, so nah wie die eigene Haut, so glaubwürdig wie der eigene Name. Haus aus Geschichten um den eigenen Namen herumgebaut. Um den Namen gebaut.
Haus aus Geschichten* um den eigenen Namen herumgebaut. *(Nicht alle Geschichten glauben.) Mit kühlen und wärmenden Worten und regenreichen Sätzen und Sonnenstrahlen, damit du wächst, dein Name durchstößt das Dach.
weben
Geschichten weiterverarbeiten und zu neuen Mustern zusammenfügen hat für mich etwas Versöhnliches, Heilsames. Durch das Weben mit Wolle bekommen die neu entstehenden Geschichten etwas Wärmendes. Sie werden nicht zur Abgrenzung erzählt, sondern um Verbindung herzustellen.
Die Geschichte mit Federn spricht über Sehnsucht: fliegen können, frei wie ein Vogel sein und über den bekannten Horizont hinausgehen. Hineingewebt habe ich außer Liedzeilen auch Textstücke aus einem Buch über die Geschichte der Raumfahrt.
In der gewebten Geschichte mit Zweigen geht es ums Grünen und Wachsen. Vielleicht ist es eine Geschichte über den Frühling.Auf flickr gibt es noch ein verwebtes Foto von mir zu sehen, und ein Muster aus verwebten Plastiktüten.
Verwilderung
In letzter Zeit habe ich viel mit einem alten Reclam Taschenbuch von 1984 gearbeitet: Hans Christian Andersen. Märchen und Geschichten. Die Seiten sind schön dünn und vergilbt und es stehen schöne Worte darin. „Die Blumen tanzten auf den Stielen“ zum Beispiel, oder „die Kleider wurden zu Federn“. Wundervoll, um daraus etwas Neues zu gestalten.
Doch eine Andersen-Geschichte im Ganzen ist für mich wenig inspirierend: So weitschweifig und wortreich, moralisch und belehrend. Und dann die Mädchengestalten, die als hübsch und lieb in Erinnerung bleiben. Trotz der Enttäuschungen, die Andersen für sie vorgesehen hat. So wie die kleine Seejungfrau, das kleine Mädchen mit den Schwefelhölzchen oder Gerda, die sich zur Schneekönigin aufmacht.
Jedenfalls, dieses Buch ist in einem neuen Lebensabschnitt angekommen. Möglicherweise in der Pubertät. Es ist wilder geworden, aufsässiger. Aber unsicher ist es auch. Und noch etwas verspielt, wie ich beim Fotografieren bemerkt habe…
Weitere Ansichten von der Verwilderung des Märchenbuchs hier und hier.