Alte Geschichten, erst aufgetürmt und dann zur Seite gerollt. Nach einer Weile konnte ich sie überall sehen oder mir zumindest vorstellen: neben der Haustür und in der Küche, auf der Autobahnbrücke und am Zaun vom Spielplatz.
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Archiv der Kategorie: Illustration
YOU ARE HERE
In allen Wörtern erkenne ich dich,
in den Wörtern, die ich kenne, bin ich mit dir,
in den unbekannten, unerfundenen Wörtern, warten wir aufeinander.
In meinem alten Englischwörterbuch gibt es viele Wörter zwischen hyphen – Bindestrich und immortal – unsterblich: hypnotize, hypocrite, hypothesis, I, idealism, idiot, ignorant, immaterial, immense. Um nur einige aufzuzählen. Du bist überall. Und ich auch, sonst würde ich die Wörter ja nicht kennen. Mal mehr, mal weniger offensichtlich. Über einhundert Ortsmarkierungen habe ich gebraucht, um zu sagen, wo wir sind. Natürlich reichen sie nicht, natürlich reicht ein Wörterbuch nicht.
Taschenwörterbuch Englisch – Deutsch, Stecknadeln mit Polymer-Ton (Fimo). 22 x 15 x 4 cm. Bei Interesse an Postern bitte melden. Weitere Fotos hier und hier.
Auf Zwiebelschalen
Keine Sprache
„Das ist es: ich habe keine Sprache für die Wirklichkeit. … wie soll einer denn beweisen können, wer er in Wirklichkeit ist? Ich kann’s nicht. Weiß ich es denn selbst, wer ich bin? Das ist die erschreckende Erfahrung dieser Untersuchungshaft: ich habe keine Sprache für meine Wirklichkeit!“. Eine Passage aus Max Frisch’s Roman „Stiller“. Die vorangehenden Seiten habe ich durch einen Betonblock ersetzt.
Sprache ist wie Zement, eine Geschichte kann sein wie Beton. Und vielleicht ist das so, weil uns genau diese Form von Geschichte berührt. Sie überträgt eine Erfahrung, über die Grenze des Sagbaren hinweg.
Einkaufsmuster
Kassenzettel lassen sich zu Mustern verdichten, die Rückschlüsse auf die Persönlichkeit des Käufers erlauben. Dieser Satz könnte aus einem Marketing-Handbuch stammen. Mit meinem kleinen Webrahmen habe ich es den Marktforschern nachgemacht und einen Stapel Kassenzettel zu Einkaufsmustern verdichtet. Und tatsächlich: Innerhalb der Grenzen dieser Technik ist meine Persönlichkeit eindeutig erkennbar.
Mehr Fotos mit den Einkaufsmustern habe ich auf behance ausgestellt.
Moos
Nestbauende Meisen haben Moos vor unserer Tür fallen lassen. Das Moos ist ihnen aus dem Schnabel gefallen. Nichts Besonderes ist passiert. Oder doch? Vielleicht war das Moos als Gruß gemeint: Hallo, wir ziehen gerade ein.
Vielleicht war es auch ein dezenter Hinweis: Wir als Experten empfehlen euch, den Eingang von eurem Nest ein wenig auszupolstern.
Vielleicht war das Moos eine neugierige Frage: Wir bauen damit etwas und was wirst du wohl tun?
Und schon bin ich mitten in einer Geschichte: Ich schaue mir das Moos an, zeichne, klebe, sticke und mache aus Wolle eigene Moosgeflechte.
Wenn ich die Zeichnungen auf Transparentpapier übereinander lege, ergibt sich eine dichte Moosschicht. Oder ein Buch.