Leere Müslipackungen und andere Kartons habe ich randvoll mit Stille gefüllt. Es ist überall die gleiche Stille drin. Aber die Verpackungen sind verschieden: Fotos vom Neufahrner Bahnhof, vom Himmel über den Gotteshäusern oder aus dem Rathaus geben der Stille jedesmal ein anderes Etikett.
Was man bei diesem Soundsystem hören kann, sind die selbst projizierten Geräusche und Bewertungen. Sie packen die vollkommene Ruhe ein. Wie im wirklichen Leben.
Das Soundsystem wird in der kommenden Ausstellung im Neufahrner Rathaus installiert. Ausserhalb der Garagen-Atmosphäre klingt es wieder ganz anders…
Archiv des Autors: Ines Seidel
15 bis 27 Plastiktüten
Aus einem Material mit einer Geschichte, die Jahrtausende zurückreicht, haben wir Einkaufstaschen gemacht. Das kann nicht der Endpunkt sein. Plastiktüten sind ein kulturelles Missverständnis. Viele versöhnenden Gesten waren nötig, um 18 von ihnen zu einem Wandbehang wachsen lassen. Mit Gesten der Freude ist sogar ein blühendes Beet entstanden. Und 27 weitere Plastiktüten erinnern sich an ihre lange Vorgeschichte, die bis hinunter zum Leben auf dem Meeresgrund reicht.
Zuletzt habe ich Plastiktüten verwebt. Mehr dazu hier im Blog.
KOMMUNikation
Ab 24. Juli wird im Rathaus Neufahrn Kommunikation ganz im Mittelpunkt stehen. Zumindest in den Fluren, wo ich mich mit Postern, Objekten, Wandbehängen und Collagen ausbreiten werde. Natürlich geht es bei „KOMMUNikation“ um Sprache, Zuhören und Unausgesprochenes, zentrale Themen für mich. Aber auch um den Bezug zu Ort und Gemeinschaft, dafür steht KOMMUN in Kommunikation.
Bei meinen letzten Ausstellungen habe ich überwiegend alte Bücher verarbeitet, diesmal zeigen andere Materialien, dass sie noch etwas zu sagen haben: Briefumschläge offenbaren Geheimnisse, Plastiktüten brauchen Versöhnung und Müslikartons packen Neufahrner Stille ein. Wer da will, wird humorvolle tiefsinnige oder auch provokante Botschaften finden. Auf jeden Fall ist für Gesprächsstoff gesorgt.
Die Vernissage findet am Donnerstag, den 24. Juli um 19 Uhr statt. Nicht nur Neufahrner sind herzlich eingeladen!
Grünzeug, ab heute
Gestern war der Aufbau und ab heute kann man sie sehen, die Ausstellung „Grünzeug“ im Alten Gefängnis Freising. Dort haben meine Beton-Papier-Gewächse Premiere und auch die Buchinstallation „Die Geschichte geht weiter“ rankt erstmals in einer Ausstellung.
Weitere Künstler in der Gruppenausstellung sind Andrea Schuster (Illustration), Dietrich Ebersbach (Textilcollage), Gabriele Strehlau (Acryl), Leander Dolisni- Wennige (Metallskulptur), Marion Birkholz (Malerei/Fotokunst) und Reinhold Adscheid (Fotografie). Es ist sehr spannend zu sehen, wie die Werke ganz verschiedene Aspekte von Grün in den Mittelpunkt rücken und miteinander einen Dialog eingehen.
Die Ausstellungsräume im 1. Stock sind Mittwoch und Donnerstag 14 bis 18 Uhr geöffnet, am Freitag von 16 bis 20 Uhr und Samstag/Sonntag von 11 bis 19 Uhr. Einer von uns sieben Künsterlinnen und Künstler ist immer anwesend.
Die Vernissage findet am Freitag, den 13. Juni ab 18 Uhr statt.
ARTMUC award
Keine Sprache
„Das ist es: ich habe keine Sprache für die Wirklichkeit. … wie soll einer denn beweisen können, wer er in Wirklichkeit ist? Ich kann’s nicht. Weiß ich es denn selbst, wer ich bin? Das ist die erschreckende Erfahrung dieser Untersuchungshaft: ich habe keine Sprache für meine Wirklichkeit!“. Eine Passage aus Max Frisch’s Roman „Stiller“. Die vorangehenden Seiten habe ich durch einen Betonblock ersetzt.
Sprache ist wie Zement, eine Geschichte kann sein wie Beton. Und vielleicht ist das so, weil uns genau diese Form von Geschichte berührt. Sie überträgt eine Erfahrung, über die Grenze des Sagbaren hinweg.
Verwandlung, kommenden Sonntag
Am kommenden Sonntag, den 11. Mai findet 14.30 Uhr die Eröffnung meiner Ausstellung „Verwandlung“ statt. Und zwar im Gärtnerhaus im vogtländischen Mylau. Ich habe diesen besonderen Ort gestern kennengelernt, als ich meine Ausstellung installiert habe.
Das Häuschen aus dem Jahre 1826 war früher die Wohnstätte des Burggärtners. Vor zehn Jahren übernahm Familie Fischer das Haus, setzte es wieder instand und verwandelte es mit viel Liebe und einer Passion für Kunst in einen Ort für kulturelle Veranstaltungen und Feiern.
Ich freue mich, dass ich in diesen Räumen, die voller Geschichten stecken, meine Papierobjekte zeigen kann. Ich habe Märchenbücher verarbeitet, aber auch Wolle, Zweige und Verpackungskartons. Im Mittelpunkt steht die Frage, wie das Märchenhafte bewahrt werden kann, wenn es keine Märchenbücher mehr geben würde. Wundern kann man sich darüber dann immer Sonntag Nachmittag, wenn das Gärtnerhaus Ausflügler zu Kaffee und Kuchen mit Kunst einlädt!
Einkaufsmuster
Kassenzettel lassen sich zu Mustern verdichten, die Rückschlüsse auf die Persönlichkeit des Käufers erlauben. Dieser Satz könnte aus einem Marketing-Handbuch stammen. Mit meinem kleinen Webrahmen habe ich es den Marktforschern nachgemacht und einen Stapel Kassenzettel zu Einkaufsmustern verdichtet. Und tatsächlich: Innerhalb der Grenzen dieser Technik ist meine Persönlichkeit eindeutig erkennbar.
Mehr Fotos mit den Einkaufsmustern habe ich auf behance ausgestellt.
Verwandlung
Noch bis 30. April kann man meine Ausstellung mit DDR-Büchern, die sich verselbständigen, im Combinat56 in München sehen. Inzwischen bereite ich meine erste Ausstellung in Sachsen vor. Im Kulturgarten am Gärtnerhaus in Mylau, nahe der schönen Göltzschtalbrücke, zeige ich Papierobjekte, Wandbehänge und Collagen mit Märchenbüchern.
Unter dem Titel „Verwandlung“ versammle ich Arbeiten, die letztes Jahr in Zeulenroda zu sehen waren und einige neue Stücke. Dazu gehört auch das Webmuster mit Text aus „Des Kaisers neue Kleider“. Wie schon das Gewebe in dem Märchen von Hans Christian Andersen hat mein Muster die magische Eigenschaft, unsichtbar zu werden für alle, die nicht gut sind. Wer in dieser Hinsicht an sich zweifelt, aber sonst keine Sehprobleme hat, sollte also unbedingt vorbeikommen!
Die Eröffnung ist am Sonntag, den 11. Mai um 14.30 Uhr und alle sind herzlich eingeladen!
Moos
Nestbauende Meisen haben Moos vor unserer Tür fallen lassen. Das Moos ist ihnen aus dem Schnabel gefallen. Nichts Besonderes ist passiert. Oder doch? Vielleicht war das Moos als Gruß gemeint: Hallo, wir ziehen gerade ein.
Vielleicht war es auch ein dezenter Hinweis: Wir als Experten empfehlen euch, den Eingang von eurem Nest ein wenig auszupolstern.
Vielleicht war das Moos eine neugierige Frage: Wir bauen damit etwas und was wirst du wohl tun?
Und schon bin ich mitten in einer Geschichte: Ich schaue mir das Moos an, zeichne, klebe, sticke und mache aus Wolle eigene Moosgeflechte.
Wenn ich die Zeichnungen auf Transparentpapier übereinander lege, ergibt sich eine dichte Moosschicht. Oder ein Buch.