Ich habe die Verfassung der DDR geändert. Tote, abstrakte Wörter habe ich herausgeschnitten. Nur in wenigen Worten war noch Leben, manchmal nur ein oder zwei sprechende Wörter auf einer Seite. Mit rotem Faden habe ich ihnen Halt gegeben.
Jetzt ist der Text in einer fast transparenten Verfassung, selbst die Gebundenheit der Gedanken darin ist bloßgelegt. Die Geschichte des neuen Textes ist nicht ausgelöscht, sie bleibt auf den Rückseiten der verbliebenen Wörter erhalten.
Hier seitenweise die Worte der geänderten Verfassung:
/KAPITEL 1, Politische Grundlagen/
in Stadt und Land im unteren Teil umschlungen
die Freiheit eines anderen Volkes
Die Bodenschätze, die Bergwerke, Kraftwerke, Talsperren und großen Gewässer, die Naturreichtümer des Festlandsockels sind grundsätzlich
Luft der Heimat
Werte als Sache der Körperkultur
/ABSCHNITT II, Bürger und Gemeinschaften in der Gesellschaft/
Jede Jeder
Mann und Frau
befreit
geheimnis
vorhandene Unverletzbarkeit
Die Kirche ihrer Muttersprache
/KAPITEL 3, Die Gewerkschaften und ihre Rechte/
Sie nehmen teil an der Revolution
/KAPITEL 4, Die Produktionsgenossenschaften und ihre Rechte/
freiwillig
/KAPITEL 1, Die Volkskammer/
verwirklicht Entwicklung
für die Dauer der Sorge
Tatsache der Anwesenheit
am 60. Tage am 45. Tage am 15. Tage
/KAPITEL 2, Der Staatsrat/
nach der Neuwahl
schreibt Fragen
/KAPITEL 3, Der Ministerrat/
Er erläßt Namen
zur gemeinsamen Wahrnehmung
/ABSCHNITT IV, Gesetzlichkeit und Rechtspflege/
Leben unmittelbar
unabhängig – gebunden
gehört werden
die Entscheidung zu wenden
Die Verfassung geändert
in Kraft.
Einige Verfassungsseiten habe ich einzeln geändert – sie sind hier und hier zu sehen. Die herausgeschnittenen Wörter der Verfassung habe ich zu Modellen für eine organisch geformte Konstitution geformt.